Flächenfraß stoppen, Verkehrswende voranbringen

Bei einer Pressefahrt im Raum Eckental erläuterten Vertreter des BUND Naturschutz in Bayern die Kritik an geplanten Bauvorhaben: die Umfahrung von Forth (B2), das Neubaugebiet „Am Kreuzacker“ in Eckenhaid sowie das Plangebiet „Westlich der Oberschöllenbacher Hauptstraße“. Sie wurden begleitet vom stellvertretenden Landrat Manfred Bachmayer und von Reiner Heim und Anja Plettke, Vertreter/in der „Bürgerinitiative – Lärmschutz für ganz Forth“ e.V.

Im Frankenfernsehen ist hierzu auch ein TV Bericht gesendet worden:

https://www.frankenfernsehen.tv/mediathek/video/umgehungsstrasse-in-forth-naturschuetzer-schlagen-alarm/

Die erste Station der Pressefahrt führte zum Eckentaler Ortsteil Forth im östlichen Landkreis Erlangen-Höchstadt. Der Ort ächzt unter einem hohen Verkehrsaufkommen auf der Bundesstraße B2. Die geplante Ortsumfahrung kann aber das Problem nicht lösen, wie der BN-Landesvorsitzende Richard Mergner erklärt: „Neue Straßen führen zu mehr Verkehr, weil es schneller und bequemer wird und man in derselben Zeit eine weitere Strecke zurücklegen kann. In Zeiten der Klimakrise müssen wir aber wegkommen von immer mehr Autoverkehr, der mit dem Flugverkehr einer der Haupttreiber der Klimakrise ist.“

Mergner weiter: „Wir haben erst kürzlich durch ein Gutachten zeigen können, dass die klimaschädliche Wirkung von Straßenbauten systematisch unterschätzt wird. Auch in Forth muss das berücksichtigt werden. Hier gibt es immerhin die Alternative Gräfenbergbahn und mit dem Ostast der Stadt-Umlandbahn wäre Eckental künftig bestens angebunden“.

Dr. Rainer Hartmann, 1. Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Erlangen dazu:
„In Eckental fehlt seit Jahrzehnten eine nachhaltig ausgerichtete Siedlungs- und Verkehrspolitik. Stattdessen werden überall in der Marktgemeinde Gewerbe- und Wohngebiete aus dem Boden gestampft, ohne sich um den Verkehrszuwachs Gedanken zu machen.“

Manfred Bachmayer, Sprecher des Ortsverbandes Eckental B90-Die Grünen, Gemeinderat und Stellvertretender Landrat: „Die gleichen Kommunalpolitiker beschweren sich jetzt, dass LKW durch Wohngebiete fahren und die Bürger unter dem zunehmenden Autoverkehr zu leiden haben. Die Mehrheit im Eckentaler Gemeinderat sieht leider in der landschafts- und naturzerstörenden Planung der Umfahrung von Forth die Lösung aller Verkehrsprobleme des Ortsteils. Anstatt im frühen Planungsstadium ein möglichst landschaftsschonendes Gesamtverkehrskonzept zu unterstützen, drückte der Markt Eckental mit Unterstützung der Mehrheit des Kreistages einen fünf Meter tiefen ‚Kreiselkrater‘ an ökologisch sensibler Stelle“ durch.

Reiner Heim, Vorsitzender der „Bürgerinitiative – Lärmschutz für ganz Forth“ e.V.: „Die BI hatte es sich zum Ziel gesetzt, die Interessen der derzeit vom Verkehrsaufkommen betroffenen Anwohner der Hauptstraße in Forth und der von den absehbaren Auswirkungen einer Umgehung am Ortsrand zu vermitteln. Die Reduzierung von Verkehrslärm, Umwelt- und Landschaftsschutz sollten im Dialog vereinbart werden. Leider ist diese Ortsumgehung aber zur politisch fixen Idee geworden.“

Die Baukosten belaufen sich auf mehr als 30 Mio. Euro für 2,5 km Straße, was einer Verdreifachung seit der ursprünglichen Planung entspricht. Dabei wurde der Preis in Form von Flächenfraß, Bodenversiegelung, weiterem Verkehrslärm, Eingriff in die Landschaft und die Lebensräume von Mensch und Tier in den Baukosten noch gar nicht mit eingerechnet. Eine realistische Abwägung der Interessen fand und findet politisch nicht statt.

„Das gesamte Projekt, samt der immer länger werdenden Wunschliste aus Kreisverkehren und Anschlüssen, die den Lärmschutz zunichtemachen, nimmt wahnwitzige Formen an. Es ist Zeit, dass hier endlich wieder auf den Boden der Fakten zurückgefunden und das eigentliche Ziel – eine spürbare Entlastung der Menschen vor Ort durch ökologisch sinnvolle Maßnahmen – endlich wieder in den Fokus genommen wird!  Einmal geschaffene Tatsachen lassen sich nicht mehr rückgängig machen“, so Anja Plettke, Vorstandsmitglied der BI.

Mergner: „Wir müssen uns in Zukunft beim Bauen beschränken. Die luxuriöse Ausweitung der Wohnfläche pro Kopf zerstört nicht nur unser Klima, sondern auch die Lebensräume von Tieren und Pflanzen. Zukünftig muss auch im ländlichen Raum Innenentwicklung vor Außenentwicklung gelten, gesetzlich ist es sowieso verpflichtend.“

Ortstermin mit dem staatlichen Bauamt am 01.10.2019

Beim erneuten Ortstermin in der Gothestraße/Stresemannstraße ging es diesmal um die Problematik der Verkehrsbelastung im nördlichen Bereich der Neubautrasse – insbesondere um die Frage, wie der Anschluss der Umgehungsstrecke an den Bestand erfolgen kann, um die Anwohner bestmöglichst zu entlasten.

Von den Anwohnern der nördlichen Goethestraße, die auch z.T. direkt an die Stresemannstraße angrenzen ist bereits die schon jetzt massive Belastung des gestiegenen Zubringerverkehrs zum jetztigen Bundesstraßenverlauf bemängelt worden. Auch wenn die Einschätzungen zwischen Bauamt und Bürgern in der Frage wie sich die Neubaustrecke exakt in Zahlen auswirkt, besteht Einigkeit dass der Verkehr insgesamt zunehmen wird, was sich auch in den genannten Bereichen weiter negativ auswirken wird.

Der Lösungsansatz, die bisherige Streckenführung der „Kellerhauskurve“ beizubehalten und die Stresemannstraße für den „schweren“ Durchgangsverkehr zu sperren, wurde von den Bauamtsvertretern eher problematisch gesehen. Daher ist spontan von den Anwohnern eine weitere Überlegung ins Spiel gebracht worden, nämlich eine Verlegung der Staatstraße nach Norden und die Zusammenführung in einem Kreisverkehr mit Anschluss des Bestands. Somit könnte die Stresemannstraße als Durchgangsstraße komplett abgekoppelt und die Goethestraße als Umfahrungsweg beruhigt werden.

Erfreulicherweise waren nochmals deutlich mehr interessierte Anwohner als beim ersten Ortstermin vor Ort, was die Brisanz der Gesamtsituation erneut untermauert.

Die Vertreter des Bauamtes haben bei diesem Termin erneut deutlich zu erkennen gegeben, dass kleinere Anpassungen im Rahmen der Planung weiterhin erwägt werden, an der grunsätzlichen Planung aber immer weniger Einflussnahme zugelassen wird.

Besonders enttäuscht ist die Nicht-Reaktion der von allen Fraktionen versammelten Gemeinderäte, sowie Bürgermeisterin Ilse Dölle. Zum Abschluss des Termins hätten diese Gelegenheit gehabt, politische Stellung zu beziehen und im Hinblick auf die Gemeinderatswahl für das nächste Jahr ihre Positionen in Sachen Lärmschutz darzulegen.

Im Grundsatz wird seitens der BI „Lärmschutz für ganz Forth“ e.V. davon ausgegangen, dass die konkreten und ausformulieren Anliegen der Anwohner von politischer Seite her nicht ernst genommen werden und man eher die Planungen der staatlichen Baubehörden durchwinkt, ohne sich mit weiteren Details aufzuhalten.

Aus diesem Grund wird die BI den Druck weiter erhöhen und sich nach der bereits beim letzten Ortstermin angekündigten Vollversammlung inhaltlich konkret positionieren. Wenn kein Interesse an lösungsorientierten Vorschlägen seitens der Betroffenen besteht, sondern nach wie vor die „billigste“ und „gesetzeskonforme“ Durchführung des Projekts vorangetrieben wird, bleibt nur noch der Rechtsweg. Im Moment bleibt es bei unserer Gesprächsbereitschaft welche mit Erreichen des Planfeststellungsverfahren endet.

Bei einem „ungebremsten“ Abnicken des aktuellen Planungsstands durch den Marktgemeinderat wird die BI die verbleibende Zeit bis zum Planfeststellungsverfahren nutzen um jeden erdenklichen Einwand für das Einspruchsverfahren zu sammeln und einzeln zu formulieren. Bei anderen Straßenbauprojekten wurde diese dadurch teilweise um Jahre verzögert.

Seitens der Planer wurde der einprägsame Ausspruch getätigt, dass es bei jedem Bauprojekt „Gewinner und Verlierer“ gäbe. Genau diese Aussage bringt es auf den Punkt. Bisher war es unser Ziel genau diesen Tatbestand zu vermeiden und einen guten Kompromiss für so viele Betroffene – im Ortskern – wie im am Ortsrand zu finden. Offensichtlich geht es aber um gewinnen oder verlieren – und wer steht schon gerne auf der Seite der Verlierer?

Ein Protokoll mit der detaillierten Zusammenfassung der Fragen, Antworten und Vorschläge folgt noch.


aktueller Planungsstand nach der Informationsveranstaltung des staatlichen Bauamtes im Juli 2019

Nachfolgend möchten wir die Informationen zum aktuellen Planungsstand des staatlichen Bauamtes auch nochmal auf unserer Website für Sie zusammen stellen. Unsere Stellungnahme zu den Problempunkten bzw. offenen Fragen finden Sie im Beitrag davor

Nachfolgend noch eine Klarstellung der Gemeinderatsfraktion „Bündnis 90 – Die Grünen“ – in der Präsentation wird die Einstimmigkeit des Gemeinderatsbeschlusses zur B2 Umgehung hervorgehoben. Allerdings wurden im Gemeinderat über insgesamt drei Punkte abgestimmt. Die zitierte Einstimmigkeit lag aber nur beim ersten Punkt vor. Hier der entsprechende Protokollauszug: